Ostern
Vom Erdenstaub zu reinen, blauen Lüften
Dringt weit der Blick in ersten Frühlingstagen,
Und höher steigt der mächt'ge Sonnenwagen,
Die Erde sehnt nach Blättern sich und Düften,
Und heilige Geschichten uns dann sagen
Was sich geahnet in des Herzens Klüften.
Er ist erstanden aus den Todesgrüften,
Und wie vergebens war der Menschen Zagen,
Ja so ersteht die Welt der Himmelsgaben
Mit jedem Jahre neu, die Knospen brechen,
Und nichts ist unsrer Liebe zu erhaben,
Sie gibt uns alles in den Wonnebächen,
Die nach dem Eingang Flur und Aug' durchgraben,
Das Unsichtbarste will zum Lichte sprechen.
Achim von Arnim (1781 - 1831)
Ostern, Ostern, Frühlingswehen!
Ostern, Ostern, Auferstehen
Aus der tiefen Grabesnacht!
Blumen sollen fröhlich blühen,
Herzen sollen heimlich glühen,
denn der Heiland ist erwacht.
Trotz euch, höllische Gewalten!
Hättet ihn wohl gern behalten,
der euch in den Abgrund zwang.
Konntet ihr das Leben binden?
Aus des Todes düstern Gründen
dringt hinan sein ew'ger Gang.
Der im Grabe lag gebunden,
hat den Satan überwunden -
Und der lange Kerker bricht.
Frühling spielet auf der Erden,
Frühling soll's im Herzen werden,
herrschen soll das ew'ge Licht.
Alle Schranken sind entriegelt,
alle Hoffnung ist versiegelt,
und beflügelt jedes Herz;
und es klagt bei keiner Leiche
nimmermehr der kalte, bleiche
Gottverlassne Heidenschmerz.
Alle Gräber sind nun heilig,
Grabesträume schwinden eilig,
seit im Grabe Jesus lag.
Jahre, Monde, Tage, Stunden,
Zeit und Raum, wie schnell verschwunden!
und es scheint ein ew'ger Tag.
Max von Schenkendorf, 1783-1817
Die Glocken läuten Ostern ein
Die Glocken läuten das Ostern ein
In allen Enden und Landen,
Und fromme Herzen jubeln darein:
Der Lenz ist wieder entstanden!
Es atmet der Wald, die Erde treibt
Und kleidet sich lachend im Moose,
Und aus den schönen Augen reibt
Den Schlaf sich erwachend die Rose.
Das schaffende Licht, es stammt und kreist
Und sprengt die fesselnde Hülle;
Und über den Wassern schwebt der Geist
Unendlicher Liebesfülle!
Adolf Böttger (1815 - 1870)