Wie schön ist doch die Osterzeit

 

Endlich zieht nach langem Winter der Frühling ein ins Land. Bisher hielt er sich in den Hecken am Wegesrand versteckt, gut zugedeckt von Schnee und Eis. Dann saß ein Vöglein in der Hecke und erinnerte sich an sein Nest aus dem vergangenen Jahr. Es sang so fröhlich sein Lied, sodass es der Frühling nicht mehr überhören konnte. Verschlafen rieb er sich die Augen und erkannte, dass es Zeit wäre aufzuwachen. Mit einem leichten Wind kitzelte er die Sonne, sodass sie nicht anders konnte, als schallend zu lachen. Und das bedeutet bei der Sonne, heller und wärmer zu scheinen. Jetzt erwachten auch die ersten Blumen. Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen streckten ihre Köpfchen aus der Erde und blühten um die Wette. Die Vögel sangen ihr Lied in Wald und Heide und die Hasen erkannten, dass die Osterzeit begann. Farben wurden gemischt, Eier gesammelt und neue Muster entworfen. Die Hasenkinder, die den Winter über die Hasenschule besuchten, zeigten, was sie gelernt hatten. Nicht immer verlief, dass alles reibungslos. So manches Hindernis galt es zu überwinden. Seid ihr neugierig geworden? Dann kommt und folgt mir ins Osterhasenland und ihr werdet staunen, wie lustig es dort zugeht, wie hilfsbereit die Häschen zueinander sind und welche Freude klein und groß beim Verstecken und Suchen der Ostereier haben.

Der kranke Osterhase

 

Lächelnd sandte Frau Sonne ihre ersten Strahlen durchs Fenster und kitzelte Jonas an der Nase. Blinzelnd sah er sich um, als er am Morgen erwachte. Mit einem Sprung war der Junge aus dem Bett. „Heute ist Ostern, heute ist Ostern!“, rief er laut und tanzte durchs Zimmer. Dann spurtete er ins Schlafzimmer der Eltern. „Mama, Papa aufstehen! Sicher war der Osterhase schon da.“ „Da hat es aber einer eilig“, meinte lächelnd der Vater und zog Jonas noch für eine kurze Kissenschlacht ins Bett. Mutti war bereits ins Bad gegangen. Sie konnte sich noch gut an ihre Ungeduld am Ostermorgen, in ihrer Kindheit, erinnern und freute sich schon auf Jonas, seine leuchtenden Augen bei der Eiersuche im Garten. Auch der Fotoapparat lag schon griffbereit. Zuvor gab es jedoch noch ein richtig leckeres Osterfrühstück. Bereits am Abend hatte die Mutter den Tisch festlich gedeckt. Bunt gefärbte Eier, in Kresse Schälchen, zierten den Tisch. Nun noch schnell die Brötchen in die Backröhre, dann rief die Mutter bereits zum Frühstück. Jonas freut sich über das hübsche Häschen auf seinem Teller und doch lockte heute früh nur der Garten. Der Junge konnte es kaum erwarten, endlich vom Tisch aufzustehen und hinaus ins Freie zu kommen.

Zuerst lief er auf die Hecken am Gartenzaun zu. Hier ließ es sich besonders gut verstecken, dachte er bei sich. Doch wie staunte Jonas, wohin er auch sah, nirgends war ein buntes Ei zu entdecken. Mit hängenden Schultern und betrübte Mine, trat er den Rückzug an. „Was ist, mein Junge?“, empfing ihn die Mutter. „Ich finde kein Osterei“, flüsterte Jonas traurig. „Wie kann denn das sein?“, wunderte sich jetzt auch der Vater und ging selbst in den Garten, um nach dem Rechten zu sehen.

Im Hasenland herrschte zur gleichen Zeit große Aufregung. Mit viel Mühe und Fleiß hatte die ganze Hasenfamilie tagelang Eier bemalt. Am Abend vor dem Osterfest, wurde alles auf dem Wagen verstaut, um bei Morgengrauen, den Weg zu den Menschen anzutreten. Vater Hase zog in jedem Jahr den schweren Wagen selbst, begleitet von dem Rest der Hasenfamilie, die die Eier dann in den umliegenden Gärten verstecken half. Das musste schnell gehen, da die Menschen bekanntlich am Ostermorgen gerne besonders früh aufstehen. Doch in der letzten Nacht, als Vater Hase noch einmal nach dem Rechten schauen wollte, war er über einen Ast gestolpert und hatte sich eine Pfote verstaucht. Die Häsin war gelaufen, um die Pfote mit Kohlblättern zu umwickeln, aber nichts hatte geholfen. Vater Hase konnte nicht auftreten und somit den Wagen nicht, wie gewohnt, ziehen. Nun war guter Rat teuer. Was sollte geschehen? Wie sollten die Ostereier zu den Menschen gebracht werden. Opa Hase erinnerte sich, daß im Schuppen noch die alten Kiepen lagen, aus der Zeit, als die Familie noch keinen Wagen besaß. Unter viel Gerümpel wurden die Kiepen hervorgeholt, von Spinnweben befreit und abgebürstet, um, wie in alter Zeit, zum Einsatz zu kommen. Doch das dauerte lange. Die Hasenfamilie beeilte sich so gut sie konnte, trotzdem lief die Zeit in Riesenschritten davon. Längst war die Sonne am Horizont aufgegangen. Jetzt waren die Hasen in Gefahr, wenn sie ihre Eier verstecken wollten. Nicht nur die Menschen waren längst aufgestanden und im Freien unterwegs, nein auch deren Hunde. So entschied Mutter Hase, dass nur die schnellsten Hasen in diesem Jahr mit zum Verstecken der Eier gehen dürften. Die Enttäuschung war bei den Jüngsten groß. So lange hatten sie sich auf diesen Tag gefreut und nun? Traurig saß Hoppel in der Ecke hinter dem Schuppen. Wie er so vor sich hin brütete, kam ihm eine Idee. Eine Kiepe würde man ihm nicht geben, aber vorhin beim Aufräumen hatte er einen kleinen Henkelkorb entdeckt. Der wäre genau richtig für ihn. So schlich er sich in den Schuppen, schnappe sich den Korb und pirschte sich ebenso heimlich und leise, an den Platz wo die Eier lagen. Tatsächlich fand er noch einige, die nicht mehr in die Kiepen hineingepasst hatten. Schnell sammelte er sie ein und machte sich auf den Weg.

Jonas wohnte nicht weit vom Wald entfernt und da die größeren Hasen geplant hatten, im Dorf zuerst ihre Eier zu verstecken, konnte Hoppel im Garten von Jonas in aller Ruhe Nester für seine bunt bemalten Eier suchen, meinte er. Doch Hoppel hatte nicht mit Jonas gerechnet. Dieser stand betrübt am Fenster des Kinderzimmers und überlegte, warum gerade ihn der Osterhase vergessen hatte. In dem Moment sah er den Hasen durch den Garten hoppel. Wie der Blitz war der Junge im Garten, sodass die Eltern sich verwundert ansahen. „Der Osterhase ist da!“, rief er voller Aufregung im Vorbeirennen. Jetzt liefen auch die Eltern in den Garten und sahen gerade noch die Schwanzspitze von Hoppel, der mit weiten Sprüngen und Hakenschlagen davoneilte. Jonas stürmte zu den Hecken und freute sich an den lustig, buntbemalten Ostereiern. „Nun war es doch noch das schönste Osterfest“, meinte Jonas am Abend, „diesmal habe ich sogar den Osterhasen gesehen.“

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Der kleine Kobold

 

Im Wurzelreich einer alten, dicken Weide lebte Plum, ein Kobold. Plum war ein fröhlicher kleiner Kerl. Wenn im Frühling die Blumen und Gräser ihre Spitzen aus der Erde streckten, kam auch Plum aus seinem Reich hervor. Er freute sich am Sonnenschein, da ihm das Leben unter der Erde, im Winter, doch recht einsam war. Er liebte es, die Tiere zu beobachten und kannte jede einzelne Pflanze. Für Plum war der Frühling die schönste Jahreszeit.

Ganz in der Nähe von Plums Weide lebte eine Hasenfamilie. Jedes Jahr half Plum den Hasen beim Ostereierfärben. Fingen die Bienen an, ihren ersten Honig von Weidenkätzchen und Krokussen einzusammeln, meldete sich Plum bei den Hasen und bot seine Hilfe an. Da Vater Hase in jedem Jahr mehr Arbeit hatte, freute er sich stets, Plum zu sehen. „Du kannst gleich heute Nacht auf den Hof vom Bauern Fiedler gehen und die Eier von den Hühnern abholen“, meinte er, als er den kleinen Kobold erblickte. Plum kannte den Weg zum Bauern genau und freute sich schon auf seine wichtige Aufgabe.

Schnell vergingen die Stunden. Sobald es dunkelte, machte sich Plum auf den Weg. Braunchen, die alte Henne, wartete schon auf ihn. Die letzten Tage war der Bauer recht verärgert gewesen, da er annahm, seine Hühner würden keine Eier mehr legen. „Wir hatten schon Bange, der Bauer wolle uns

im Suppentopf sehen. Ab morgen wird ja nun alles besser. Du hast deine

Eier für die Hasen und wir brauchen sie nicht mehr vor dem Bauern zu verstecken“, gackerte Braunchen erfreut. „Einfach ist es bestimmt nicht, die Eier verborgen zu halten“, stimmte Plum der Henne zu. „Komm schnell, wir müssen uns beeilen, bevor Hasso uns entdeckt.“  Schnell wurde der Wagen beladen und Plum machte sich so vorsichtig wie möglich, mit seiner kostbaren Fracht, auf den Weg ins Hasenreich.

Als der Morgen graute und die Vögel den Tag, mit einem neuen Lied, begrüßten, hatte Plum sein Ziel erreicht. Schnell wurden die Hasen munter, ein anstrengender Arbeitstag lag vor ihnen. Vater Hoppel hatte längst die schönsten Farben gesammelt und bereitgestellt. Plum hielt ein kleines Schläfchen unter einer Butterblume, um dann frisch gestärkt beim Färben der Eier mitzuhelfen. Aus seinem Schatz hatte er als Krönung des Ganzen ein wenig Gold mitgebracht. Als der Tag sich dem Ende zu neigte, waren die Hasen mit ihrer Arbeit fertig. Am nächsten Morgen sollten die Eier bei den Kindern der Umgebung versteckt werden. Die einzelnen Körbchen wurden bereitgestellt und alles legte sich zur Ruhe.

Schon bevor die Sonne den neuen Tag weckte, war Hopps, der älteste Hasenjunge, bereits wieder auf den Beinen. Er wollte noch einmal in aller Frühe die Arbeit vom Vortag begutachten. Als er jedoch an den Körbchen vorbeikam, musste er mit Schrecken feststellen, dass alle Körbe leer waren. Noch nie war so etwas vorgekommen. Mit Hallo wurden nun die anderen Hasen geweckt. „Wer kann das nur gewesen sein?“, schluchzte Hopps. „Wir werden gleich Plum um Hilfe bitten! Geht schnell zu ihm und weck ihn, er möchte herkommen“, schickte Vater Lampe, Hupps, seinen jüngsten, auf den Weg. Auch Plum war erbost über soviel Frechheit. Sofort sprang er aus seinem Blätterbett und begleitete Hupps, um bei der Suche nach dem Dieb zu helfen. „Als wir gestern die Eier färbten, beobachtete ich die Elster. Sie stolzierte ständig um uns herum“, erinnerte sich Plum. Schnell wurde das Eichhörnchen alarmiert, um im Nest der Elster nachzusehen. Und er wurde fündig! Nun war Eile geboten. Springschnell, das Eichhörnchen, sammelte alle Eier ein, so schnell er konnte. Oh wie oft musste er den Baum hoch und wieder herunterklettern, damit keins der Eier beschädigt wurde. Es dauerte jedoch nicht lange und Springschnell hatte es geschafft. Auch Plum nahm sich heute einen Wagen und half beim Verstecken der Eier. Da jedoch alle mit Fleiß bei der Sache waren, konnte schnell die versäumte Zeit aufgeholt werden. Als die Kinder am frühen Sonntagmorgen aus dem Haus traten, um ihr Osternest zu suchen, waren längst alle Eier versteckt.

‚Wie konnte es kommen, dass sich die Elster so für die Ostereier interessierte?‘, überlegten die Hasen immer wieder. Da fiel ihnen ein, dass es wohl an dem goldenen Schimmer lag, den Plum in diesem Jahr den Eiern verliehen hatte. Und da bekanntlich Elstern hinter allem her sind, was glänzt und glitzert, hatte sie alle Eier in ihr Nest gesammelt. Oh wie staunte sie, als sie von ihrem Morgenflug zurückkehrte und das Nest leer vorfand. Da die Hasen jedoch alle Eier bereits versteckt hatten, kam sie diesmal zu spät.

„Haben wir nicht etwas vergessen?“, erinnerte Vater Lampe, als sich die Hasen nach ihrem schweren Werk wieder versammelten. „Nein, alle Eier sind verteil. Jeder wird sein Nest gefüllt vorfinden“, gab Hupps zur Antwort. „Und doch haben wir etwas vergessen! Ich werde es euch sagen. Als wir heute früh in großer Not waren, hat Springschnell uns sofort geholfen und es war keine leichte Aufgabe. Dafür sollten wir uns bei ihm bedanken.“ Nun machte sich Hopps auf den Weg zu Springschnell und brachte ihm, als Geschenk, das schönste Osterei, des Jahres. Dies Ei wurde im Hasenland in jedem Jahr aufgehoben, um nach der Arbeit, den Hasen auszuzeichnen, der im jeweiligen Jahr am fleißigsten gewesen war oder der das schönste Ei bemalt hatte. Springschnell war zwar kein Hase, ohne ihn hätte es jedoch in diesem Jahr kein Osterfest gegeben. So bekam Springschnell diese Auszeichnung, über die er sich sehr freute.

 

Liebe Elster, lass dir raten,

stibitze nicht im fremden Garten,

freu dich an der Frühlingszeit,

an dem Blühen weit und breit.

Leg eigne Eier in dein Nest,

setz dich nicht auf Fremden fest.

Pinselchen

 

pinselchen1

Kennt Ihr Pinselchen? Nein? Pinselchen ist ein kleiner Hasenjunge, der mit seinem Schwänzchen das Osterfest rettete. Es kommt also gar nicht darauf an, immer genauso zu sein wie die anderen, sondern darauf, zur rechten Zeit, die rettende Idee zu haben. Na dann hört einmal gut zu, was sich im Hasenreich zutrug.

Milde schien die Frühlingssonne ins Land. Mutter Langohr sonnte sich in der Nähe ihrer Sasse. Vor wenigen Tagen hatte sie fünf kleine Häschen zur Welt gebracht. So winzig waren sie noch, ihre Augen konnten noch nicht das Licht der Sonne sehen. Als Frau Hase sich ihre Kinder betrachtete, war sie stolz auf ihre Fünf. ‚Was habe ich nur für schöne Kinder‘, dachte sie bei sich. Nur bei einem der Kleinen gefiel ihr das Schwänzchen nicht. Vier ihrer Kinder hatten eine prächtige Blume. Bei dem Gescheckten sah diese jedoch eher wie ein Pinsel aus. Lang, spitz und gleichzeitig ein wenig wuschelig. ‚Dich werden die anderen später auslachen, wenn sie größer sind‘, dachte sie traurig. Ändern konnte sie trotz ihrer Liebe zu dem Kleinen nichts daran. Wuschel, Krümel, Fleckchen, Spitzohr und Weißpfötchen nannte Frau Hase ihre Kinder. Jeden Tag wuchsen die Häschen ein kleines Stück. Ihre Augen hatten sich nun bereits geöffnet, so, dass sie ihre Umgebung erkunden konnten. Wie kleine Wirbelwinde tollten sie im grünen Gras umher.

Schon nahte der nächste Frühling, auf den die Hasenmutter sie schon lange

vorbereitet hatte. „In diesem Jahr kommt ihr in die Schule“, sagte sie oft. Voller Spannung warteten die Hasenkinder auf den Tag, an dem sie Osterhasen werden sollten. Sie übten sich im Erstellen und Mixen der Farben und freuten sich, wenn sie einen besonders schönen Farbton hervorgezaubert hatten. Die Zeit des Übens ging viel zu schnell vorbei.

Am nächsten Morgen sollten sie richtige Ostereier bemalen, hatte der Hasenlehrer angekündigt. Die kleinen Hasen konnten vor Aufregung kaum schlafen. An diesem besonderen Tag kam kein Hase zu spät in die Schule. Kein noch so leckeres Kohlblatt konnte die Häschen aufhalten, auf dem Weg zur Schule. Jeder wollte am Abend das schönste Ei bemalt haben. In der Nacht hatten sie sich besonders lustige Muster ausgedacht. Brav saßen sie auf ihren Bänken, als der Lehrer erschien. Traurig blickte seine Miene, als er den Hasenkindern mitteilte: „Ostern fällt in diesem Jahr aus!“ „Warum, weshalb, wieso?“, riefen alle Häschen durcheinander. „Uns sind heute Nacht alle Pinsel gestohlen worden“, erklärte der Lehrer. „Wie sollen wir die Eier bemalen, ohne Pinsel?“ Stille herrschte in der Hasenklasse, als eins der Häschen aufstand. „Ich kann ohne Pinsel malen, nur mit meinem Schwänzchen“, bot sich Fleckchen an.  Staunend sahen alle anderen auf den kleinen Hasen. Bisher war ihnen gar nicht aufgefallen, dass Fleckchen eine andere Schwanzform hatte als sie. „Wie stellst Du Dir das vor?“, wollte nun der Hasenlehrer wissen. Mein Schwänzchen kann malen wie ein Pinsel“, antwortete bescheiden der kleine Hase. Es war ihm peinlich, dass alle anderen Hasen jetzt zu ihm herüberschauten. „Wenn Du meinst, werden wir es versuchen“, erklärte sich der Lehrer einverstanden. Nun wurden die Aufgaben verteilt. Einige Häschen sorgten für den Transport der Eier, andere stellten die verschiedenen Farben bereit und Fleckchen malte, malte und malte. Immer wieder tauchte er seine Schwanzspitze in die jeweilige Farbe und dann fuhr er blitzschnell damit über die Eier. Zu Schluss, als er alle bemalt hatte, hüpfte er von Ei zu Ei und versah sie mit bunten Punkten. Matt und erschöpft, aber gleichzeitig glücklich, das Osterfest gerettet zu haben, saß Fleckchen am Ende des Tages auf der Wiese. Fröhlich umtanzten ihn seine Freunde und sangen:

Fleckchen färbt die Eier bunt,

habt ihr das gesehen?

Morgen werden sie versteckt

woll’n zu Kindern gehen.

Vom Rande der Wiese her ertönte eine wütende Stimme: „Haben es die Hasen doch geschafft und ich dachte, wenn ich die Pinsel verstecke, fällt Ostern aus!“ „Tja, Meister Reinecke, wieder Pech gehabt! Ostern findet statt, und zwar morgen! Alle unsere Eier sind wunderschön bemalt, dank unseres Pinselchens“, freute sich der Hasenlehrer. Von nun an wurde Fleckchen nur noch Pinselchen gerufen. Dieser Name war ihm immer eine Auszeichnung.

schokoladeneier

Wie Hoppel Schokoladeneier legte

 

Wisst ihr, dass die Osterhasen einen besonders guten Draht zu Vater Mond haben? Jedes Jahr im Frühling warten die Hasen auf den Neumond, um ihm ihre Ostereier in aller Farbenpracht zu präsentieren. Aber auch Vater Mond liebt die Osterhasen und freut sich in jedem Jahr auf die Fülle an gefärbten Eiern. Doch in diesem Jahr gab es keine Eier. Als das, Vater Mond sah, kam ihm eine Idee.

Trällernd vor Freude sprang Hoppel durch den Wald. Immer wieder sang er vor sich hin:                 

„Ich kann den Frühling spüren,

der Frühling ist schon da,

wir färben heute Eier,

das ist so wunderbar!“

Das erste Mal sollte auch er am heutigen Abend im Hasenland beim großen Ostereierfärben dabei sein. Das war für alle Hasen in jedem Jahr ein ganz besonderes Fest. Schon sah er seine Freunde von weitem, das spornte ihn an, noch etwas schneller sein Ziel zu erreichen, ein paar Sprünge und er war bei den anderen angekommen. „Wo nimmst du nur deine gute Laune her?“, sprach verwundert Vater Lampe. „Ich darf heute Abend das erste Mal Eier bemalen“, erinnerte Hoppel, schon längst nicht mehr so fröhlich, aus Furcht, Vater Lampe könnte es sich noch einmal anders überlegt haben. „Das wird ja nun nichts“, meinte jetzt der alte Hase. Man sah ihm seine Traurigkeit an. „Warum nicht, in zwei Tagen ist doch Ostern?“, wagte Hoppel zu fragen. „Heute früh, im Morgengrauen, als ich zur Henne Gack wollte, erzählte sie mir, dass Bauer Krüger sie erwischt hatte. Das gesamte Nest mit den gesammelten Eiern beschlagnahmte er und drohte der Henne an, dass ihre Tage gezählt seien.“ Traurig blickte Hoppel vor sich hin. „Das dürfen wir doch nicht zulassen! Wir müssen Gack retten“, rief er empört.

 „Wie willst du das denn machen?“, mischte sich jetzt Langohr in die Unterhaltung. „Vater Lampe muss morgen früh noch einmal zu der Henne gehen und sie mit ins Hasenland bringen, dann lebt sie bei uns“, schlug Hoppel vor. Mehr Sorgen machte er sich jedoch noch, um das verlorene Osterfest. ‚Was würde werden, wenn die Kinder am Ostermorgen durch Wald, Flur und Gärten streiften und nicht ein Osterei finden würden, das ist richtig schlimm’, dachte er bei sich. Die Stimmung im Hasenlande war auf dem Tiefpunkt.

Am Abend schlich sich Hoppel auf die Waldlichtung, er wollte auf den Mond warten, der jedes Jahr in dieser Nacht ins Hasenland hinunterschaute. Das allerschönste Ei wählte er dann aus, versah es mit einem Mondstrahl und verwandelte es in ein Zauberei. Das war eine ganz besondere Auszeichnung. Lange musste Hoppel in dieser Nacht warten, immer trauriger wurde er, denn die Wolken zogen so dicht am Himmel entlang, dass der gute alte Mond nicht hindurchschauen konnte. Endlich, dort…, eine kleine Wolkenlücke und schon sah Vater Mond auf die Erde. Gleich entdeckte er, das so traurig auf der Wiese sitzende Häschen. „Was machst du denn hier? Solltest du nicht deinen Freunden beim Eier färben helfen?“, fragte er den Kleinen. „Gerade deshalb bin ich ja hierhergekommen und warte seit Stunden auf dich“, antwortete der kleine Hase. „Was ist geschehen, kann ich euch helfen?“ Der Mond wurde neugierig. „Du hast doch die Kraft jedes Jahr ein Ei mit deinem Mondstrahl in ein Zauberei zu verwandeln. In diesem Jahr haben wir keine Eier.“ Nun erzählte Hoppel dem Mond, was geschehen war. „Du bist unsere letzte Hoffnung, wenn dir nichts einfällt, gibt es in diesem Jahr zum Osterfest keine Eier“, endete Hoppel seinen Bericht.

Eine Weile überlegte der alte Mond, dann sprach er: „Ich habe eine Idee! Du schließt jetzt die Augen und ich lasse meinen Zauberstrahl auf dich fallen.“ Hoppel war sofort bewusst, dass er nun von Vater Mond zu etwas ganz Besonderem auserwählt wurde. Ganz stille saß er auf der Waldwiese, mit geschlossenen Augen. Ein Frösteln lief über sein Hasenfell, wie eine Gänsehaut. Schon sprach der alte Mond ihn an: „Du bist nun ausersehen, das Osterfest zu retten, mit meinem Zauberstrahl habe ich es möglich gemacht, dass du ab sofort Schokoladeneier legen kannst. Geh schnell zu deinen Freunden und strenge dich an beim Eierlegen, dann ist das Osterfest gerettet. Was meinst du, wie die Kinder staunen werden, wenn sie anstatt farbiger Eier in diesem Jahr Schokoladeneier in ihren Nestern finden.“ „Danke, lieber Mond!. Danke!“, rief Hoppel noch, als er schon in großen Sprüngen dem Hasenland zu eilte. Voll Freude teilte er Vater Lampe die gute Nachricht noch in derselben Nacht mit und machte sich sogleich ans Werk.

Bald füllte sich Korb um Korb. Kleine und größere Eier legte der fleißige Hoppel. Großes Staunen herrschte im Hasenland, als am Ostermorgen alle Eier versteckt waren, beobachteten die Häschen aus sicherer Entfernung die suchenden Kinder. Das war ein Jubel! Wo sie auch hinsahen, alle Kinder freuten sich über die Schokoladeneier. Noch lange dankten die Hasen Vater Mond für diese rettende Idee. Von nun an gab es zu jedem Osterfest gefärbte Eier von Henne Gack, die die Hasen zu sich geholt hatten und Schokoladeneier, die der brave Hoppel legte.

Das besondere Osterei

 

„Hatschi“, tönte es durch die Wiese beim Morgengrauen. Oh, wer hatte sich denn da solch einen schlimmen Schnupfen geholt? „Hatschi!“ 

„Hallo, Hopps, das bist du ja! Wo hast du dich denn so sehr erkältet?“, erkundigte teilnehmend Frau Amsel, die gerade ihren Morgenflug unternahm und vor Freude ein Lied trällerte. „Danke, der Nachfrage“, antwortete Hopps. „Gestern beim Ostereierfärben, hatten wir so viel zu tun, dass ich sehr schwitzte und weil ich es so eilig hatte ins Hasendorf zu kommen, rutschte ich aus, als ich über einen Bach sprang und fiel ich hinein. Der kalte Aprilwind verhalf mir dann zu diesem Schnupfen.“ „Dann wünsche ich dir gute Besserung! Heute ist ja euer großer Tag und du hast gewiss viel Arbeit.“ „Oh ja, ich muss noch weit, bis zum Stadtrand, dort warten drei Kinder auf mich. Sieh nur, wie schwer mein Korb ist!“

„Hopps, was hast du denn in deinem Korb? Sag mir mal, warum ihr eure Eier gefärbt habt?“, gluckste vor Lachen die Amsel. Hopps, der den Korb auf einen Handwagen geladen hatte, drehte sich nun um. Er wollte sehen, worüber die Amsel so sehr lachte. Immerhin hatte er gestern ohne Ende all die vielen Eier gefärbt. Als er jedoch in seinen Korb sah, schlug er die Pfoten über den langen Ohren zusammen. „Ach, du liebe Zeit, das hat mir noch gefehlt!“, stöhnte er. „Na ja, so schlimm ist es ja nun auch wieder nicht“, meinte die Amsel nun tröstend. „Aber was soll ich denn mit den Küken an-

fangen? Die Kinder warten auf Ostereier und nicht auf Küken“, gab Hopps traurig zu bedenken. „Woher weißt du das denn? Vielleicht freuen sie sich sogar über solch ein niedliches, kleines Küken noch viel mehr?“, gab die Amsel zu bedenken. „Meinst du wirklich? Sollte ich die Küken anstatt der Eier verstecken?“ „Natürlich! Ich denke, die Kinder freuen sich noch mehr über die Küken, als über die Eier! Aber jetzt muss ich weiter, einen schönen Tag wünsche ich dir noch!“, zwitscherte die Amsel und war bereits im Apfelbaum, wo sie auf ein paar Würmer hoffte.

Hopps hatte noch einen weiten Weg zurückzulegen, bis er an seinem Ziel ankam. Die Küken machten es ihm nicht gerade leicht. Ständig versuchten sie zu entkommen und er musste sie wieder einfangen. Oh, wie war er froh, als er endlich das kleine Haus am Waldrand erreicht hatte. Vorsichtig packte Hopps seine besondere Fracht aus und versteckte sie hinter einer Hecke.  Ein Ei, das er besonders schön fand, versteckte er zwischen den Blumenbeeten. Dann betrachtete er sein Werk noch einmal und setzte sich hinter den nächsten Baum, um alles zu beobachten und sich ein wenig auszuruhen. Gerade wollten sich die Küken wieder selbständig machen. Sie liefen fröhlich hin und her und Hopps hoffte sehr, dass nun bald ein Kind kommen würde, um sie einzufangen. In diesem Moment öffnete die Tür des Hauses und die Kinder stürmten hinaus. Jeder wollte der erste sein und schon rief die kleine Lotte: „Ich habe ein Nest gefunden!“ Sie jubelte vor Freude. Besonders als sie die Küken entdeckte, konnte sie sich vor Wonne gar nicht fassen. Auch ihre Geschwister kamen herbeigestürmt. „Ist das ein tolles Osterfest, mit lebenden Küken!“, rief Paul ganz begeistert aus. Susi wollte gerade ein besonders schönes Ei aufheben, als es knackte und auch aus diesem Ei ein Küken herausschaute. Das war das schönste Osterfest, das die Kinder je erlebt hatten. Als die Eltern am Nachmittag zum Spaziergang riefen, waren die Kinder nicht aus dem Haus zu kriegen. „So ein ruhiges Osterfest gab es noch nie“, stellten abends die Eltern fest. Die Kinder kümmerten sich den ganzen Tag um das kleine Federvieh. Sie hatten sehr viel Freude an dem diesjährigen Ostergruß. Später, als aus den Küken fleißige Legehennen geworden waren, hatten Paul, Susi und Lotte immer frische Eier auf dem Frühstückstisch. Mit ihren Hühnchen verband die Kinder eine innige Freundschaft. Hopps beobachtete dies des Öfteren vom Waldrand aus und freute sich über die gelungene Osterüberraschung.

Sophie beim Osterhasen

 

Die ersten Schneeglöckchen streckten ihre Halme aus dem noch gefrorenen Erdreich. Sophie freute sich über jeden Sonnenstrahl, sie holte den Roller aus dem Schuppen und begleitete die Mutti zum Einkauf. „Mutti stimmt es, wenn die ersten Blümchen blühen, kommt der Osterhase?“, fragte sie heute, als sie die Schneeglöckchen entdeckte. „Ganz so stimmt das nicht“, erklärte die Mutter. „Die Schneeglöckchen kommen viel früher als die anderen Blumen aus dem Erdreich. Selbst wenn noch eisige Stürme wehen, strecken sie schon ihr Köpfchen aus der Erde und wollen uns an den Frühling erinnern. Lange dauert es aber nicht mehr, dann kommt wirklich der Osterhase.“ „Siehst du, habe ich also doch recht, bald ist Ostern!“, freute sich Sophie. „Wenn wir nach Hause kommen, lese ich dir eine Geschichte vor“, versprach die Mutti. Das mochte Sophie immer besonders, wenn sich Mutti Zeit nahm und mit ihr gemeinsam ein Bilderbuch ansah und ihr daraus vorlas.

„Mutti sieh mal, hier habe ich ein Buch vom Osterhasen gefunden, liest du es bitte vor?“, bat die Kleine und stand mit einem Buch vor der Mutter, das sie im Schrank gefunden hatte. Sophie wartete schon mit großer Ungeduld auf das Osterfest. Für sie war Ostern genauso spannend wie Weihnachten. Früh am Morgen war der Frühstückstisch schon besonders schön gedeckt, mit selbstgebackenen Brötchen und einem bunten Osternest auf dem Tisch. Am meisten grübelte Sophie darüber nach, wie es wohl beim Osterhasen sei. Wie er wohl die Eier bemalt? Ihr größter Wunsch war, einmal dabei zu sein, einmal dem Osterhasen über die Schulter, ach nein, über die langen Ohren zu sehen. ‚Das sind ja Träume, die sowieso nicht in Erfüllung gehen‘, dachte Sophie dann auch gleich wieder. All ihre Freunde im Kindergarten hatte sie gefragt, aber keiner von ihnen hatte bisher den Osterhasen bei der Arbeit beobachtet.

Weil ihr das Buch, das Mutti gerade vorgelesen hatte, so gut gefiel, nahm sie es heute mit ins Bett. Noch einmal betrachtete sie die Bilder. Bevor sie es auf den Nachttisch legte und einschlief. In der Nacht hatte Sophie einen Traum. Ein Häslein aus ihrem Bilderbuch, wurde lebendig, kam zu ihr ins Bett und stupste sie an. „Hallo Sophie, du wolltest doch immer uns Osterhasen bei der Arbeit zusehen, komm mit!“ Sofort war Sophie bei der Sache, sprang so schnell wie noch nie in ihre Sachen und folgte dem Häschen. Draußen war es dunkel, der Mond spendete seinen goldenen Schein. Als Sophie mit dem Häschen aus der Haustür trat, wartete dort schon eine Kutsche. Sie hatte die Form eines halben Eies und sah wunderschön aus, nur war sie viel zu klein, um die beiden Fahrgäste aufzunehmen. Gerade überlegte Sophie noch, wie sie wohl in diese winzige Kutsche kommen könnte, als plötzlich eine Blumenfee vor ihr stand und ihren Zauberstab in die Höhe hielt. Im Nu erhielt Sophie die passende Größe, um in die Kutsche zu steigen. In Windeseile erhob sich die Kutsche in die Lüfte und landete wenige Minuten später im Osterhasenland. Mit offenem Mund staunte die Kleine die Wunder an, die sich ihr darboten. ‚Hier ist es ja wunderschön!‘, dachte sie noch, als schon ein Hasenkind auf sie zukam, um sie willkommen zu heißen. „Es war doch dein Wunsch, einmal bei uns zu sein. Heute soll dein Wunsch erfüllt werden“, sprach der kleine Hase das Mädchen an. „Ich bin Hoppel und freue mich darauf, dich durch unser Reich zu führen.“ „Hallo Hoppel, ich kann es noch gar nicht fassen.“ Sophie sah sich nun etwas genauer um. Überall blühten Frühlingsblumen in den schönsten Farben. In ihrem Garten sah es noch lange nicht so bunt aus. Kleine Küken liefen auf der Wiese umher. Von ihnen war Sophie besonders begeistert. „Wie kommen die kleinen Küken hierher?“, erkundigte sie sich verwundert. „Wir müssen lange Zeit vor Ostern die Eier sammeln, die uns die Hühner zur Verfügung stellen, da passiert es schon einmal, dass ein Küken aus dem Ei schlüpft“, berichtete Hoppel „Und was macht ihr mit den Küken?“, wollte Sophie nun weiterwissen. „Einige bleiben bei uns und helfen dann im kommenden Jahr, Eier für das Fest, zu legen, andere setzen wir auch mal aufs Körbchen, wenn wir die Eier verstecken. Die Kinder freuen sich ganz besonders darüber.“ „Das finde ich toll, auch ich würde mich über so ein Küken freuen!“, strahlte Sophie den Hasen an. „Nun wollen wir uns aber das Osterland ansehen, sonst ist die Nacht vorüber und du musst wieder nach Hause.“ Sophie wurde erst jetzt daran erinnert, dass diese traumhaft schöne Zeit so schnell zu Ende gehen würde. Nun machte sie sich mit Hoppel auf den Weg, durchs Hasenland. „Bevor wir losgehen, schenke ich dir ein Ei, das kannst du auf dem Wege bemalen, wenn wir alle Häuser besucht haben, wird dein Ei hübsch bunt sein.“ Ganz vorsichtig trug Sophie ihr Ei und war mächtig stolz darauf, mit dem Hasen durch das Osterland zu spazieren. Alle Häuser im Hasenland hatten die Form eines Eies und waren buntbemalt. „Wo habt ihr nur all die schönen Farben her?“, wollte Sophie wissen, die bereits angefangen hatte ihr Ei zu bemalen. „Du siehst die frischen Blumen in Fülle hier, sie spenden uns die Farben. Natürlich muss man auch verstehen, die Farben zu mischen. Dies richtig zu verstehen, ist ein altes Osterhasengeheimnis.“ Sophie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Nun näherten sie sich schon dem Ende des Hasenreiches. Im Osten zeigte sich schon das erste Morgengrauen, es wurde höchste Zeit sich zu verabschieden. Sophies Ei war bunt bemalt, sie nahm es als Erinnerung mit. Schnell stieg sie in die Kutsche und losging der Rückflug, wie auf Elfenflügeln. 

Wenig später kam auch schon die Mutti ins Zimmer, um ihre Kleine zu wecken. Sophie schaute verwundert um sich und sah auf ihrem Nachttisch ein buntes Ei liegen. Hatte sie dies Ei wirklich heute Nacht bemalt?

 

 

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