Drinnen im Strauß Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß;
Wie rosige Wicken und rosa Klee sehen die Wolken aus.
Den Strauß umschließen die grünen Bäume und Wiesen,
Und leicht schwebt über der goldenen Helle
Des Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.
Die Menschen aber gehen versunken tief drinnen im Strauß,
wie die Käfer trunken, und finden nicht mehr heraus.
Max Dauthendey (1867 - 1918)
Zwielicht
Die Sonne ging zur Rüste,
Es ist nicht Tag, nicht Nacht;
Und schon glänzt über dem Berge
Des Mondes Silberpracht.
Du schöne goldne Sonne,
Dich segn' ich tausendmal;
Wie ward durchglüht mein Herze
Von deinem heißen Strahl!
Du lieber Mond, du holder,
Wie labet mich dein Schein!
Wie wallt dir fromm entgegen
Die ganze Seele mein!
Ich kenn' zwei braune Augen,
Darin die Sonne thront;
Und kenn' zwei blaue Augen,
Aus denen scheint der Mond. –
Die Sonne ging zur Rüste,
Es ist nicht Tag, nicht Nacht;
Und schon glänzt über dem Berge
Des Mondes Silberpracht.
Friedrich Spielhagen (1829 - 1911)
Drinnen im Strauß
Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß;
Wie rosige Wicken und rosa Klee
sehen die Wolken aus.
Den Strauß umschließen
die grünen Bäume und Wiesen,
Und leicht schwebt über der goldenen Helle
Des Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.
Die Menschen aber gehen versunken
Max Dauthendey (1867 - 1918)
tief drinnen im Strauß,
wie die Käfer trunken,
und finden nicht mehr heraus.
Abendfriede
Schwebe, Mond, im tiefen Blau
Über Bergeshöhn,
Sprudle Wasser, blinke Thau . . .
Nacht, wie bist du schön!
Spiegle, See, den reinen Strahl;
Friede athmend lind
Durch das wiesenhelle Thal Walle,
weicher Wind!
Wie durch einen Zauberschlag
Bin ich umgestimmt
Von Gedanken, die der Tag
Bringt und wieder nimmt.
Dass es auch ein Sterben gibt,
Fühl' ich ohne Schmerz,
Was ich liebe, was mich liebt,
Geht mir still durchs Herz.
Ludwig Eichrodt (1827 - 1892)
Im Abendrot
O wie schön ist Deine Welt,
Vater, wenn sie golden strahlet,
wenn Dein Glanz herniederfällt
und den Staub mit Schimmer malet,
wenn das Rot, das in der Wolke blinkt,
in mein stilles Fenster sinkt.
Könnt ich klagen? könnt ich zagen?
irre sein an Dir und mir?
Nein, ich will im Busen tragen
Deinen Himmel schon allhier,
und dies Herz, eh es zusammenbricht,
trinkt noch Glut und schlürft noch Licht.
Karl Lappe (1773 - 1843)
Neu 11.07.2023
Abendfriede
Schwebe, Mond, im tiefen Blau
über Bergeshöhn,
Sprudle Wasser, blinke Tau . . .
Nacht, wie bist du schön!
Spiegle, See, den reinen Strahl;
Friede athmend lind
Durch das wiesenhelle Thal
Walle, weicher Wind!
Wie durch einen Zauberschlag
Bin ich umgestimmt
Von Gedanken, die der Tag
Bringt und wieder nimmt.
Dass es auch ein Sterben gibt,
Fühl' ich ohne Schmerz,
Was ich liebe, was mich liebt,
Geht mir still durchs Herz.
Ludwig Eichrodt (1827 - 1892)