14.10.2023

 

Berg und Tal

 

Stehen wir auf dem Gipfel des Berges und schauen hinunter ins Tal, können wir einen weiten, freien Blick genießen. Dies ist ein besonderer Anblick, an dem man sich kaum sattsehen kann. Die Kamera wird gezückt, um diese Momente mit heim zu nehmen. 

So wunderschön sich Berge und Täler in der Natur darstellen, sind sie nicht, wenn sie unseren Lebensweg betreffen und doch gibt es sie. Bei dem einen von uns mehr, beim anderen weniger. Es gibt wohl kaum ein Leben, in dem alles in ebenen Bahnen verläuft. Befinden wir uns gerade auf einem Berggipfel des Lebens, fühlen wir uns stark, wir könnten die Welt umarmen. Kaum vorstellbar ist es uns, dass es jemals wieder abwärts gehen könnte. Wir sind stolz auf das erreichte. Bilden uns ein, dies alles aus eigener Kraft geschafft zu haben. Aus diesem Grunde könne uns ja auch nichts mehr passieren, meinen wir. Doch dann ändert sich ganz plötzlich etwas in unserem Leben. Hierfür kann es vielfältige Ursachen geben, die wir nicht voraussehen konnten und schon befinden wir uns im Tal und manchmal geht es sogar noch etwas tiefer, in eine Schlucht hinein. Wir klagen das Schicksal an und können die Welt nicht mehr verstehen und doch ist es ganz einfach nur unser persönlicher Lebensweg, ob wir ihn nun mögen oder nicht. Wichtig ist, ihn zu akzeptieren und ihn weiterzugehen bis zum nächsten Berggipfel. Gott kann uns dabei helfen.

 

23.09.2023

 

Vogelzug

 

Hält der Herbst in unserem Lande Einzug, rüsten mehr als 100 Millionen Zugvögel zur Reise in wärmere Gebiete. Aber nicht alle Zugvögel ziehen fort aus Deutschland. Die Graugänse zum Beispiel kommen aus den sibirischen Brutgebieten, extra über den Winter zu uns, weil es hier für sie immer noch milder ist als in ihrer russischen Heimat. Sie überwintern dann am Niederrhein und locken Jahr für Jahr Naturfreunde an.

Der Buchfink, der zwar auch zu den Zugvögeln gehört, bleibt auch gerne mal in unseren Wäldern, weil das Klima ihm hier noch recht erträglich erscheint und er so die Strapazen des langen Fluges spart.

Der Kiebitz hingegen zieht sich gerne in wärmere Gegenden zurück. Seine Zeit des Vogelzugs erstreckt sich vom frühen Herbstbeginn bis in den Dezember hinein.

Alle Vögel sind schon da, singen wir dann im Frühling und freuen uns auch vor allem auf die Singdrossel, die uns im Frühling wieder mit ihrem Lied erfreut.

Wer am Stadtrand oder in ländlichen Gegenden die Möglichkeit hat, ein Futterhaus aufzustellen, kann ab dem Spätherbst, täglich beobachten, wie unsere gefiederten Freunde zu Gast kommen, um sich die leckeren Körner zu holen, die wir ihnen anbieten. In meiner Kindheit war es für mich, eine große Freude, die Vögel am Futterhaus zu beobachten. Im Herbst ernteten wir die Sonnenblumenkerne, soweit sich die Vögel nicht schon zuvor selbst bedient hatten, um sie ihnen im Winter als Nahrung, gemixt mit anderen Körnern anzubieten.

16.09.2023

 

Die Farben der Aster

 

Langsam neigte sich der Sommer seinem Ende zu. Die Natur genoss die letzten warmen Strahlen der Sonne, froh, die brennende Sommerhitze überstanden zu haben. Morgens lag jetzt schon der kalte Tau auf den Wiesen mit ihren Blumen, der den nahenden Herbst ahnen ließ. Die Sommerblumen neigten erschöpft, ihre Köpfe, sich zur Ruhe begebend. Schwer beladen fuhren Erntewagen die Schätze des Ackers ein. Nun war die Zeit der Herbstblumen gekommen. Sie vertrugen die Hitze nicht so gut, dafür liebten sie auch mal einen frischen Wind. Eine der häufigsten Herbstblumen, die Aster, war jedoch sehr unzufrieden mit sich selbst. Eitel spiegelte sie sich jeden Tag im Sonnenlicht und maulte: „Die Sommerblumen sind viel schöner. In allen Farben zeigen sie sich in ihrer Pracht.  Wir tragen nur diese Brauntöne, die ich gar nicht mehr sehen kann.“ „Du hast ein wunderschönes Braun“, antwortete ihr daraufhin der Herbst, denn er liebte seine Astern besonders. Die ein robust, die andere zart gefiedert, sah jede für sich wunderschön aus. Dies hörte jedoch, diejenige nicht, die so betrübt Klage führte. So hörte sie nicht auf, ihren Kummer in die Welt zu klagen. Dies konnte der Herbst nicht länger mitanhören, so tauchte er seinen Pinsel ganz tief in seinen Farbtopf und fuhr damit über die Astern. Jetzt strahlten sie plötzlich in allen Farben, wiegten sich im Wind und fanden, dass sie nun die Allerschönsten seien. Der Herbst lächelte gutmütig über seine eitlen Blumenkinder und doch gefiel auch ihm diese bunte Blütenpracht noch besser.

Garten der Poesie 0