Diese Kurzgeschichten sind vielfältig einsetzbar. Ob in der Kinderarbeit,

im Seniorenkreis oder einfach mal zwischendruch in bunter Runde.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Auswahl und beim lesen.

 

Dies ist hier nur eine kleine Auswahl an Texten.

Im Frühjahr 2025 wird ein Buch gemischt mit Kurzgeschichten und Gedichten erscheinen.

Der genaue Titel steht noch nicht fest.

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Hinter der Maske

 

In meiner Jugend kam einmal im Jahr der Zirkus in unsere Stadt. Welch ein Erlebnis! Undenkbar, dieses Gastspiel zu verpassen! Ich wünschte mir, einmal in der Loge zu sitzen, einmal die Tiere, die Artisten und vor allem den Clown hautnah zu erleben. Leider reichte das Geld dafür nicht. Als Kind genoss ich die Vorstellung, ohne mir Gedanken über die Hintergründe dieser Menschen zu machen. Ein paar Stunden abschalten und in eine andere Welt eintauchen.

Erst als Erwachsener wurde mir klar, dass auch der Clown nur ein Mensch ist. Ein Mensch, der sein Leben hinter der Maske verbirgt. Ganz gleich wie ihm zumute ist, er lacht und scherzt und bringt das Publikum zum Lachen. Wie es hinter der Maske aussieht, erfährt keiner. Wie erschrocken oder enttäuscht wären wir wohl manches Mal.
Leben wir nicht auch oftmals hinter einer Maske? Lassen uns nicht anmerken, wie es wirklich um uns steht. Immer lächeln, eine schwere, oft unmögliche Aufgabe und doch wird sie nur allzu oft von uns verlangt. Im Beruf fragt man nicht danach, wie es uns geht, mit welchen Sorgen und Problemen wir uns herumschlagen müssen. Man erwartet uns freundlich lächelnd, ganz besonders, wenn wir in unserem Beruf mit Menschen zu tun haben. Einmal die Maske ablegen und ganz einfach nur Mensch sein.
Einen gibt es, vor dem wir keine Maske tragen können, weil er uns direkt ins Herz sieht. Gott können wir nichts vormachen, er sieht, wie wir uns fühlen, sieht, wie es uns geht. Warum legen wir dann nicht gleich die Karten offen auf den Tisch? Warum nutzen wir nicht die Möglichkeit, alles, was uns drückt und bewegt, vor ihm auszubreiten. Er ist ein guter Zuhörer.

 Christina Telker 

Der Clown

 

Vermutlich gibt es keinen Menschen, der nicht zumindest einmal in seinem Leben im Zirkus war. Heute ist es kaum noch etwas Herausragendes. Mehrmals im Jahr erreicht uns das Angebot einen Zirkus zu besuchen, weil die Zahl dieser Fahrgeschäfte in den letzten fünfzig Jahren zugenommen hat. Man erwartet Außergewöhnliches. Artisten, Raubtiere, die nicht mehr gefährlich sind, weil sie durch die Dressur zum Schoßhündchen wurden und nicht zu vergessen, den Clown. Jeder gibt sein Bestes, bis hin zur Schmerzgrenze. Nichts kann gefährlich oder heiter genug sein. Man erwartet für sein Geld etwas Einmaliges.

Bunt und schillernd erreicht der Clown die Herzen der Zuschauer und bringt diese zum Lachen. Das ist ja nun das einfachste vom ganzen Zirkus. Es sieht so leicht aus, dass kein Zuschauer auf die Idee kommt, darüber nachzudenken, wer sich hinter der Maske befindet und wie er sich fühlt. Dem Clown nimmt man das ab, was er spielt. Für viele ist er die Hauptattraktion im Zirkus. Mit dem Clown steht und fällt die Attraktivität der Vorstellung.
Wie ist es aber, wenn der Clown seine Maske ablegen würde? Hätten wir dann immer noch den heiteren Strahlemann vor uns? Wie oft im Leben spielen wir den Clown. Nein, nicht im Zirkus, sondern im Leben. Wir müssen oft genug eine Maske tragen und dürfen uns nicht anmerken lassen, wie wir denken oder fühlen. Die wahre Schönheit des Menschen erkennen wir jedoch erst ohne die Maske. Keiner kann uns ins Herz schauen, selbst ohne Maske setzen wir von uns aus eine Maske auf, um unsere Gedanken nicht preiszugeben. Zu DDR-Zeiten war ein altbekanntes Volkslied zur heimlichen Hymne geworden. "Die Gedanken sind frei..." Solange wir nur denken und es nicht äußern, kann uns keiner etwas anhaben. Doch einen gibt es, den wir nicht blenden können, der selbst freien Zugriff auf unsere Gedanken hat. Gott, unser himmlischer Vater sieht uns ins Herz und er erkennt, was wir denken und wie wir wirklich sind, ohne Maske und ohne Schminke. Christina Telker

Engel des Lächelns

Was wäre die Welt ohne ein Lächeln? Ob wir morgens in den Bus einsteigen, auf dem Weg zur Arbeit und freundlich vom Fahrer angelächelt werden oder ob es das Lächeln ist, das die Mutter ihrem Kind schenkt beim Wecken am Morgen. Ganz gleich, wo ein Lächeln auftaucht, verändert es die Welt. Jeden verändert es, wenn ihn ein Lächeln streift. Kein Mensch ahnte jedoch, dass er dieses Lächeln von dem Engel des Lächelns, der kleinen „Freude“ geschenkt bekam. Freude flog durch die Straßen, über Plätze, Wiesen und Wälder und genoss es, über den Menschen ein wenig von ihrem glitzernden Sternenstaub auszustreuen, weil sie danach immer etwas fröhlicher waren.

Eines Tages jedoch waren die Menschen durch ihre Sorgen und Probleme so sehr gedrückt, dass sie den feinen Silberstaub gar nicht mehr wahrnahmen, den Freude verstreute. Mit jedem Silberstaub, den der kleine Engel ausstreute, ohne die Menschen zu erreichen, schwand jedoch etwas von seiner Kraft. Bei der Auftragsvergabe wurde dem Engel bereits gesagt, dass es ein schweres Amt wäre, den Menschen Freude zu bringen, weil sie viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt wären. Doch Freude ließ sich nicht davon abhalten und rief siegesgewiss: „Wenn man es richtig anstellt, klappt es schon. Ich bringe den Menschen das Lächeln zurück.“ Doch die Menschen liefen in sich gekehrt umher, gifteten sich immer öfter gegenseitig an. Wütende und zerknirschte Gesichter wurden zur Selbstverständlichkeit. Hader und Streit, Neid und Missgunst breiteten sich aus. Der Engel des Lächelns hatte sich in einen Winkel eines verfallenen Schuppens zurückgezogen und wartete auf sein Ende. Er hatte nicht mehr die Kraft zu fliegen und hatte auch keinen Silberstaub mehr auf seinen Flügeln, um ihn zu verstreuen.
Gitti war wieder einmal bei ihrer Großmutter zu Besuch. Für das kleine Mädchen gab es nichts Schöneres als die Tage bei der Oma. Jetzt in der Adventszeit fand sie es besonders schön bei der Großmutter. Nur in der letzten Zeit war Gitti traurig geworden, denn nicht einmal bei der Großmutter fand sie das geliebte Lächeln, wie in früheren Jahren. Heute schickte die Großmutter sie zum Schuppen, um ein wenig Brennholz zu holen. Im Sommer spielte die Kleine gerne dort. Gitte setzte sich in eine Ecke des Schuppens und träumte vor sich hin. Plötzlich fiel ihr Blick auf ein Vogelnest in der Ecke des Schuppens. Sie erhob sich, um sich das Nest aus der Nähe zu betrachten. Als sie vor dem Nest stand, meinte sie ein feines, zartes Spinnenweb zu sehen, das sich über das Nest gelegt hatte. Gitti konnte nicht ahnen, dass es ein kleiner Engel war, der sich dorthin zurückgezogen hatte. Vorsichtig berührte sie das vermeintliche Spinnenweb mit dem Finger.
Was war das? Ging bei dieser Berührung eine Veränderung in dem Kind vor? Die Kleine lächelte vor Freude. Sie konnte es kaum fassen. So glücklich war sie lange schon nicht mehr. Schnell lief sie zur Großmutter, um ihr von ihrem Erlebnis zu berichten. Vor Freude umarmte sie die Großmutter, wobei ein wenig von dem Silberstaub, der sich noch den Händen des Mädchens befand, auf die Großmutter übertragen wurde. Nun begann auch die alte Dame wieder zu lächeln.
Diese beiden lächelnden Blicke stärkten den kleinen Engel und retteten ihm das Leben. „Ich werde aufbrechen zu einem letzten Flug“, nahm er sich vor, da er sich nun ein wenig gestärkt fühlte. Bei diesem letzten Ausflug schwebte er noch einmal über die Stadt. Hierbei verlor er den letzten Silberstaub von seinen Flügeln. Viele Menschen waren zu den letzten Einkäufen vor dem Fest unterwegs. Das Gedränge war groß, so ging kein Stäubchen der wertvollen Gabe des kleinen Engels verloren. So erreichte er die Menschen und sie begannen zu lächeln. Immer stärker wurde der kleine Engel. Voll Übermut versuchte er so viel wie möglich von seinem Sternenstaub zu verschenken, gerade jetzt zum Weihnachtsfest. Wer an dem Tage nicht Lächeln konnte, war verloren, meinte der kleine Engel und es glückte ihm, Freude zu verschenken, Freude ohne Ende. Erst jetzt merkten die Menschen, wie sehr ihnen das Lächeln gefehlt hatte. Von nun an gingen sie liebevoller miteinander um. Nie wieder sollte die Welt ohne Lächeln sein, nahmen sie sich vor. Der kleine Engel hatte wieder Freude an seiner Aufgabe. „Es war ein schweres Amt“, dachte er bei sich, „aber ich habe es gemeistert.“ Mit dem Lächeln zog auch die Liebe wieder ein in die Stadt und kam auch zu dir. Christina Telker

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