31.10.2023

 

Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind mit Ernst
ers jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

 

Mit unsrer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren;
es streit' für uns der rechte Mann,
den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist?
Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth,
und ist kein andrer Gott,
das Feld muß er behalten.

 

Und wenn die Welt voll Teufel wär,
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir und nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie saur er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht, er ist gericht':
Ein Wörtlein kann ihn fällen.

 

Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein' Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
Laß fahren dahin,
sie habens kein' Gewinn,
das Reich muß uns doch bleiben.

(Martin Luther)

26.09.2023

 

Mein Herz

 

Mein Herz gleicht einem Buche,

Das viele Seiten hat.

»Ich glaube, hoffe, liebe!«

Steht da auf jedem Blatt.

 

Mein Herz ist wie ein Vogel,

Der in die Luft sich schwingt,

Und »glaube, liebe, hoffe!«

In jedem Liede singt

 

. Mein Herz, das ist ein Garten,

Drin blühen reich und dicht

Viel hundert bunte Blumen,

Und jede also spricht:

 

Wir sind der Liebe Kinder,

Uns zieht der Glaube groß,

 Und Hoffnung fällt erquickend

Als Tau in unsern Schoß.

Theodor August Schüler (1827 - 1904)

kreuz3

Herr Gott im Himmel und auf Erden

 lass mich dein Friedenswerkzeug werden.

Wo Hass, da lass mich Liebe spenden

 Streit lass mich durch Verzeihen enden.

Wo Zwietracht, lass mich Eintracht bringen,

 lass Irrtum mich durch Wahrheit zwingen.

 Wo Zweifel herrscht, lass Glaub erstehen,

lass Finsternis im Licht zergehen; dass,

 wie man es auch dreh' und wende,

die Traurigkeit in Freude ende.

Franz von Assissi

7.11.2023

 

Das Feierkleid

 

Wie langsam, Schnee, du niedersinkst,

Ein feiernd stiller Chor,

Und dann als reiner Silberflor

Weit auf der Eb'ne blinkst.

Mir wird, als stieg' in Herrlichkeit

 Der Engel Schar herab,

Und deckte weit das Erdengrab

Mit reinem Feierkleid.

Da keimen Blumen d'runter aus

Voll Auferstehungsmacht,

 Und strahlen einst in Liebespracht

Durch's ew'ge Himmelshaus.

 

Friedrich de la Motte Fouqué (1777 - 1843)

Gebet auf den Bergen

 

 Die Berge sind die Festaltäre,

darauf der Sonne Feuer rollt,

wo edler Herzen freud'ge Zähre

das Opfer frommen Dankes zollt.

 

Ich knie' auf deinen stillen Hügeln,

 Natur! von dir allein belauscht,

und betend fühl ich, daß auf Flügeln

der Geist der Liebe mich umrauscht.

 

Wie sich dem Sohn aus Judas Stamme

der Herr im Feuerbusch gezeigt,

so in des Waldes grüner Flamme

seh' ich dein Wesen mir geneigt.

 

 Im Spiegel jener klaren Flüsse

erkenn' ich deines Auges Licht,

und in der Blume, die ich küsse,

Küß ich dein heil'ges Angesicht!

Adolf Böttger (1815 - 1870)

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