Das Dorf im Schnee

 

Still, wie unterm warmen Dach,
Liegt das Dorf im weißen Schnee;
In den Erlen schläft der Bach,
Unterm Eis der blanke See.

 

Weiden steh'n im weißen Haar,
Spiegeln sich in starrer Flut;
Alles ruhig, kalt und klar
Wie der Tod der ewig ruht.

 

Weit, so weit das Auge sieht,
keinen Ton vernimmt das Ohr,
Blau zum blauen Himmel zieht
Sacht der Rauch vom Schnee empor.

 

Möchte schlafen wie der Baum,
Ohne Lust und ohne Schmerz;
Doch der Rauch zieht wie im Traum
Still nach Haus mein Herz.

Klaus Groth
(1819-1899)

Klaus Groth zählt mit Fritz Reuter zu den Gründern niederdeutscher Dichtung. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Werke. Als Sohn eines Müllers lernte er frühzeitig die Arbeit in seiner Region kennen. Mit 14 Jahren lernte er den Beruf eines Tischlers, einige Jahre später nahm er das Lehrerstudium auf, was er aus gesundheitlichen Gründen wieder abbrechen musste. Aus seiner Ehe gingen vier Kinder hervor. In seinem Leben erreichte er große Anerkennung und erhielt wenige Wochen vor seinem Tode mit 80 Jahren die Ehrenbürgerschaft der Städte Kiel und Heide.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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