Kennen sie ihren Kirchturm? Täglich laufen wir in den Städten an unseren Kirchen vorüber, aber was wissen wir über unseren Kirchturm? Trägt er eine Kugel und was befindet sich in der Kugel? Ziert ihn ein Kreuz oder ein Wetterhahn? Was befindet sich im Kirchturm, ist es die Wohnung des Türmers oder hält der Naturschutzbund seine Hand drauf, weil dort Dohlen und Fledermäuse ihr Quartier haben? Man glaubt kaum, was so ein Kirchturm alles erzählen könnte, wenn man ihn fragen würde.
Was hat eigentlich der Hahn auf dem Kirchturm zu suchen? Gehört dort nicht einzig und allein ein Kreuz hin? Selbstverständlich wurde der Hahn, darum heißt er ja auch Wetterhahn, in früheren Zeiten zum Anzeigen der Windrichtung genutzt, aber er hat auch mehrmals Bezug zur Bibel. Denken wir nur an Petrus. Jesus sagt bereits beim letzten Abendmahl: Einer von euch wird mich verraten, ehe der Hahn dreimal kräht. Obwohl Petrus sich empört gibt, ist er es am Ende, der dem Druck nicht standhält und Jesus verrät.
Der Hahn symbolisiert aber auch die Wachsamkeit. Jesus selbst fordert im Markusevangelium zur Wachsamkeit auf. Bekanntlich weckte der Hahn in früheren Jahrhunderten die Dorfbevölkerung und vor allem die Bauersleute, um ihnen anzuzeigen, es wird Zeit, das Tagwerk zu beginnen, ein neuer Tag bricht an.
Wenn Turmbesteigungen angeboten werden, zu besonderen Anlässen, wie dem Tag des Denkmals, werden sie stets sehr angenommen. Wo hat man schon solch einen Überblick über die Stadt wie vom Kirchturm und irgendwie ist es auch romantisch zwischen dem alten Gebälk, das bereits einige Jahrhunderte erlebt hat, empor in die Turmspitze zu steigen. Viel gibt es zu entdecken und wir sind dem Himmel gleich ein Stück näher.
Aber da ist noch etwas, das mindestens ebenso beeindruckend ist, wie der Kirchturm selbst, das sind seine Glocken. Manche von ihnen haben sogar eine eigene, aufregende Geschichte. Noch heute gibt es Glocken, die mit der Hand geläutet werden, eine wahrhaft schwere Aufgabe. Auch wenn die meisten heute mechanisch geläutet werden, so hat doch der Glockenklang über alle Jahrhunderte nicht an Bedeutung verloren. Ein Abend ohne Glockenklang ist kaum vorstellbar. Manchmal überhören wir ihn in der Hektik des Getriebes, aber spätestens, wenn wir zur Ruhe kommen, erinnern wir uns an ihn. Die meisten Glocken läuten zu besonderen Anlässen. Täglich läuten sie um 18 Uhr den Abend ein und sagen: ‚Das Tagwerk ist vollbracht.' Eine liebgewordene Tradition aus alten Zeiten. Selbstverständlich rufen sie sonntags zu den Gottesdiensten, aber auch Trauungen und Beisetzungen werden vom Glockenklang begleitet, wobei die Glocken so geläutet werden, dass sich ihr Klang im Ton ändert. Mal heiter, beschwingt und ein anderes Mal düster und traurig.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die erste Glocke in Berlin mechanisch geläutet. Seitdem hat sich viel geändert. Heute werden die meisten Geläute automatisch nach der Uhr voreingestellt.
Bereits aus den Jahren 1600–1027 v. Chr. sind uns Glocken bekannt. In Rom hielten sie im 4. Jahrhundert Einzug. Durch Wandermönche verbreiteten sich die Glocken recht schnell in ganz Europa. Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Glocken eingeschmolzen und zu Munition verarbeitet.
Allseits bekannt ist die Geschichte der Glocke „Gloriosa“ aus dem 15. Jahrhundert des Erfurter Domes.
Welche Geschichte könnten wohl die Glocken unseres Kirchturmes oder Rathauses erzählen? Meist wissen wir so gut wie nicht über sie, dabei wären sie es wert, beachtet zu werden. © Christina Telker
Abendglocken
Die Abendglocken künden an,
der Tag, er ist vollbracht,
gönn dir ein wenig Ruhe,
bevor nun kommt die Nacht.
Die Abendglocken mahnen,
vergiss nicht das Gebet,
Gott schützt dich jeden Augenblick,
drum bringe ihm die Ehr.
Die Abendglocken bringen,
ein kleines Lied zur Nacht.
Es wünscht dir süße Träume
und eine gute Nacht.
Was wäre wohl ein Abend,
ohne der Glocke Klang,
ein Abend ohne Segen,
und Ruh in Gottes Hand?
© Christina Telker