Können wir unsere Dankbarkeit immer recht zeigen? Wann sind wir überhaupt von Herzen dankbar? Wenn wir die Dankbarkeit nicht erwarten, kommt sie unverhofft, erwarten wir sie, weil wir uns ganz besonders abmühten Freude zu bereiten, bleibt sie aus. Kommt sie von Herzen, erfreut sie beide, den Dankenden und den, dem gedankt wird. Auch mit den Gaben bzw. Situationen, die Dank auslösen ist dies recht vielfältig. Wird Dank zur Pflicht, weil man es von mir erwartet, ist es unbefriedigend und bedrückt mehr, als es erfreut.
Hier fällt mir ein Gleichnis aus der Bibel ein, in dem Jesus das kleine Scherflein, das die Witwe in die Kollekte gibt, als wertvoller hervorhebt als die Gabe des Reichen, der es im Überfluss hat.
Wichtig ist, dass das, was ich gebe, von Herzen kommt, ganz gleich, ob ich arm oder reich bin, ganz gleich, ob meine Gabe klein oder groß ist.
Jeden Abend saß die Mutter bei Birgit am Bett, las ihr eine Geschichte vor und betete im Anschluss mit ihr, bevor sie ihrer Tochter einen Gute-Nacht-Kuss gab. Jeden Abend zählte die Kleine all das im Gebet auf, über das sie sich an diesem Tage gefreut hatte. Dann dankte sie für all das Schöne, das ihr zuteilwurde. Manchmal konnte die Mutter es kaum fassen, dass ihr Kind so dankbar war. Eines Abends sprach sie ihre Tochter an. „Du bedankst dich für alles, selbst für die kleinsten Dinge, wie kommt das Birgit?“ „Aber Mutti, das ist doch selbstverständlich. Nicht jedem Kind geht es so gut wie mir. Jeden Tag ist ein Engel um mich, der mich begleitet und umsorgt. Sollte ich da nicht auch für alles dankbar sein?“ Verwundert sah die Mutter ihr Mädchen an. „Wer hat dir denn das erzählt?“, wollte sie jetzt wissen. „Du selbst hast mir oft erzählt, dass Gott uns einen Engel schickt, der uns begleitet. Natürlich gibt es auch einen Engel der Dankbarkeit“, erklärte, schon etwas müde, das Kind. Lächelnd gab ihr die Mutti einen Kuss. „Schlaf gut“, meinte sie. „Ich habe viel von dir gelernt.“ © Christina Telker