Unter Milde verstehen wir Sanftmut und Zuwendung. In der Jugend werden wir diese Eigenschaften kaum bei uns entdecken. Wir möchten unseren Stadtpunkt vertreten, manches Mal mit dem Kopf durch die Wand. Werden wir älter, haben wir erfahren, dass das Leben seine eigenen Wege geht und sich nicht immer nach unseren Wünschen richtet. In späteren Jahren, sind wir bereit vieles milder zu betrachten. Es gehört so mancher Kampf des Lebens dazu, dies zu erlernen oder als Geschenk des Alters anzunehmen. Wenn ich nur an meine Mutter denke, so gut wie ich sie auch im späteren Blick auf meine Kindheit verstehen konnte, so eine resolute Frau, mit Strenge war sie doch in meiner Kindheit. Meine Kinder hingegen lernten eine ganz andere Oma kennen. Sie strömte Milde und Verstehen aus, welches ich bei ihr als Kind stets vermisste.
Der Engel der Milde legt seine Schwingen um unser Versagen, um unser Fehlgehen und schenkt uns das Verstehen, das wir oft bei Menschen umsonst suchen. In unseren stillen Momenten des Lebens, wenn wir ganz zur Ruhe gekommen sind, hüllt er uns ein, in den Mantel von Gottes Milde, und zeigt uns die Liebe unseres himmlischen Vaters, der vergibt und versteht, dem nichts Menschliches fremd ist.
Diese Milde und Sanftmut, finden wir auch bei alten Menschen, die ihren Lebensweg gegangen sind im Vertrauen auf Gott und jetzt die Ruhe und Stille an sich heranlassen. Milde, finden wir dort, wo wir aus einem gewissen Abstand auf das Leben blicken können. © Christina Telker