Jörg und Bernd hatten für das Wochenende eine Abenteuerwanderung geplant, unbekanntes Gelände wollten sie durchstreifen, fern ab der Großstadt. Lange hatten sie diesen Tag geplant, nun sollte es endlich losgehen. Früh brachen sie auf, denn sie hatten sich viel vorgenommen. Nachdem sie die erste Strecke einen ausgeschilderten Wanderweg gegangen waren, schlug Jörg vor, einmal ein Stück des Weges querfeldein zu laufen. „Das ist ja langweilig, immer auf ausgetretenen Wegen zu gehen. Wir wollten etwas erleben und entdecken. Erinnerst du dich?“, fragte er seinen Freund. „Du hast völlig recht, es wird Zeit, die ausgeschilderten Pfade zu verlassen“, stimmt der andere zu. So suchten sich beide jetzt ihren eigenen Weg. Als die Sonne höher stand, entschieden sie sich zu einer ersten Rast. Eine kleine Waldwiese schien hierfür gut geeignet. Beide breiteten ihr Mitgebrachtes auf der Decke aus und wünschten sich „Guten Appetit!“ In dem Moment stellte Bernd fest, dass er seine Wasserflasche daheim vergessen hatte. „Nur gut, dass ich vorgesorgt habe“, antwortete Jörg und reichte seinem Freund die Flasche rüber. Gut gestärkt brachen sie wieder auf. Immer noch voll Unternehmungsdrang, streiften sie weiter durch das stets dichter werdende Gehölz. „Das kommt ja hier schon einem Urwald gleich“, meinte Bernd etwas bedenklich. „Ach, jetzt hast du schon genug vom Abenteuer?“, lachte Jörg. „Es wird sicher bald wieder ein Weg kommen. Dann entscheiden wir, wie es weitergeht.“ Die beiden jungen Männer stiegen fröhlich weiter bergan, so manches Mal mit einem Lied auf den Lippen, dann wieder lauschend, was die Natur ihnen an Geräuschen zu bieten hatte.
Längst war die Mittagszeit vorüber, das erkannten sie am Stand der Sonne. Ein Weg war jedoch weit und breit nicht in Sicht. Wieder legten sie eine Pause ein. Bedenklich schauten sie auf die Wasserflasche, die sich fast geleert hatte. Als sich bei einbrechender Dunkelheit noch nichts zeigte, was an einen Weg erinnerte, beschlossen sie ihr Nachtlager in Wald einzurichten. Der letzte Schluck Wasser war längst ausgetrunken. Erschöpft schlief Jörg ein, kaum, dass er es sich auf seiner Decke gemütlich gemacht hatte. ‚Nur gut, dass es eine laue Sommernacht wird‘, dachte er vor dem Einschlafen.
Bernd lag noch lange wach, der Durst ließ ihn nicht einschlafen. Als die Vögel ihr letztes Lied gesungen hatten, breitete sich für kurze Zeit eine tiefe Stille im Wald aus. Plötzlich meinte Bernd in der Ferne das Rauschen eines Baches zu hören. Er zweifelte jedoch daran und vermutete, sein Durst spiegele ihm eine Illusion vor. Doch das Rauschen ließ nicht nach, sodass er nach einer Weile seinen Freund weckte, um ihn darauf aufmerksam zu machen. Auch Jörg hörte jetzt das Plätschern des Baches. Gemeinsam brachen sie auf. Da der Vollmond ihren Weg beleuchtete, hatten sie eine gute Sicht. Nach kurzem war das Plätschern so klar zu vernehmen, dass es fast greifbar war. Nur noch wenige Meter und sie standen vor einer Bergquelle, die munter sprudelnd klares Wasser darbot. Schnell füllte Bernd die Wasserflasche und beide stillten ihren Durst.
Für den Rest der Nacht schlugen die beiden Freunde ihr Lager nahe der Quelle
auf. Frisch gestärkt suchten sie am Morgen nach einem Weg, den sie auch bald fanden. „Was doch so ein Tropfen Wasser ausmacht, wenn einen der Durst quält“, meinte Bernd in Gedanken versunken. „Danke himmlischer Vater, dass du uns diese Quelle gezeigt hast“, stimmte Jörg in das Lob mit ein. „Weißt du noch, im letzten Jahr sprachen wir über Jesus, als Quelle unseres Lebens, im Jugendkreis. Heute verstehe ich diese Geschichte noch viel besser als damals.“ „Das geht mir ebenso. Jetzt erst haben wir erkannt, wie wichtig Wasser für unser Leben ist. Da haben wir beim nächsten Treffen viel zu erzählen, meinst du nicht auch?“, fragte Bernd seinen Freund. Jörg konnte nur zustimmen. Frohgelaunt ging es nun wieder Richtung Heimat. Dieser Ausflug hatte beiden viele neue Erkenntnisse gebracht.
© Christina Telker