Die letzten Geburtstagsgäste waren gegangen, so fand Jonas Zeit, sich seinen Geschenken noch einmal in aller Ruhe zu widmen. Jetzt stand er vor seinem langersehnten Xylofon. Endlich! Der Junge zog sich einen Stuhl vor den Tisch und probierte die ersten Töne. „Ping“ machte es, ping, pang, pong. Diese ersten Töne fielen wie die schönsten Melodien in sein Herz. Das kleine Ping machte sich jedoch auf die Reise. Es flog eine Runde durchs Zimmer und entschwebte durchs offene Fenster. Jonas kümmerte sich nicht weiter darum, vieles gab es noch, was ihn ablenkte, doch in seinem Herzen schloss er diesen ersten Ton fest ein als bleibende Erinnerung. Am nächsten Tage begann sein Musikunterricht, zu dem die Eltern ihn angemeldet hatten. Notenhefte lagen schon hierfür bereit. Er konnte es kaum erwarten, bis er eine richtige Melodie selbst spielen konnte.
Das kleine Ping flog über Berge und Seen, lauschte den Vögeln beim, Frühkonzert, träumte beim Wasserfall oder beim Brausen der Meereswellen. Es flog über Städte und Dörfer. Dort wo es sein Ping erklingen ließ, ging ein Lächeln über das Gesicht der, Menschen, die es vernahmen. Aber immer wieder kehrte das kleine Ping bei Jonas ein und beobachtete seine Fortschritte im Musizieren. Als der Junge sein erstes kleines Konzert in der Aula der Schule gab, saß das kleine Ping unter den Zuschauern und seine Brust schwoll vor lauter Stolz, denn immerhin war es dies, kleine Ping, was all die andere musikalische Entwicklung von Jonas mit sich zog. Wieder flog das kleine Ping über Länder und Meere, sah bei den Eskimos, rein, um ihren Klängen zu folgen, und flog nach Japan, um dem Koto zu lauschen.
Nach Jahren kehrte es wieder zurück ins kleine Haus der kleinen Stadt, in der es geboren wurde. Jonas hatte gerade sein Musikstudium beendet und gab sein erstes Solokonzert auf einer großen Bühne. Wieder mischte sich das kleine Ping unter die Zuhörer. Als der junge Mann sein Konzert beendet hatte und der tosende Beifall endete, erzählte er seinem Publikum von seinen Anfängen und er sprach auch von dem kleinen Ping. Als dieses seine eigene Geschichte hörte, schwebte es zu Jonas und setzte sich auf die Harfe, die der junge Mann jetzt spielte. Jonas erkannte seinen Freund aus Kindertagen sofort wieder und dankte ihm, dass er gekommen war. Doch nicht nur Jonas hatte sich im Laufe der Jahre zu einem gefragten Musiker entwickelt, auch Ping hatte hinzugelernt auf seinen Reisen. Viele Töne brachte er als Geschenk mit, was Jonas ganz besonders freute. Oft saßen sie gemeinsam am Instrument und komponierten neue Melodien, denn von nun an gingen sie alle Wege gemeinsam.
© Christina Telker